Die Schwedischen Matrikelkarten

Die handgezeichneten Schwedischen Matrikelkarten entstanden nach der Landvermessung (auf Grundlage einer Kleintriangulation) von Schwedisch-Vorpommern in den Jahren 1692 bis 1698. Die Feldarbeiten wurden im Sommer durchgeführt und die Karten im folgenden Winter gezeichnet. Das Ziel der Vermessung war, umfangreiche Daten als Grundlage für eine Besteuerung zu erheben. Das historische Material besteht aus den Karten selbst und den Erläuterungen. Diese enthalten Informationen über den Standort des Dorfes, die Eigentumsverhältnisse, die Amtszugehörigkeit, die Namen der Besitzer, ihre Stellung (Vollbauer, Halbbauer, Kossat) oder ihren Beruf (Schneider, Schmied), die Größe und Qualität der Ackerflächen (Acker oder Ödacker), eine Beschreibung der Wiesen, Weiden, Wälder, Gewässer, Straßen, Bodenqualität, Menge der Aussaat, des Ertrages, des Viehbestands, der Steuer, die Höhe des Frondienstes. Die den Karten beigefügten Erläuterungen stammen aus der Übersetzung von F. Curschmann 1948.
Im Geographischen Institut der Universität Greifswald befinden sich 145 Matrikelkarten (125 Originale des 17. Jh., 20 Abzeichnungen aus dem 18. Jh.). Die Karten decken u.a. die Fläche der ehemaligen Ämter Barth und Franzburg sowie Teile des Distriktes von Stralsund ab. Ihr Maßstab beträgt ungefähr 1:8000. Die meisten Karten stellen die Gesamtfläche einer Gemeinde, im Falle von sehr kleinen Dörfern auch von mehreren Gemarkungen dar.
Die einzelnen Flächen sind mit Großbuchstaben, beginnend mit A entsprechend der Felderwirtschaft (z.B. A: Winterfeld, B: Sommerfeld, C: Brachland, D: Wiese, F: Gewässer ...), gekennzeichnet. Diese Flächen sind meist mit einer entsprechenden Farbe für die jeweilige Kategorie umrandet. Innerhalb der Kategorien wird mit Kleinbuchstaben weiter differenziert, abhängig von z.B. der Feldfrucht (Weizen, Gerste, etc.), dem Bodentyp (Humus, Lehm etc.) und weiteren Merkmalen. Die Kombination der Buchstaben enthält dann die volle Information.
 
Die Flächen der Wiesen sind dunkelgrün, die der Weiden hellgrün bis pastell dargestellt. Waldflächen wurden mit einer grünen Baumsignatur versehen. Wasserflächen sind blau umrandet. Häuser, Kirchen und Mühlen sind in der Regel als stilisierter Aufriss dargestellt.
Die Karten haben meistens eine Größe von 72x50cm. Um die Gesamtfläche von größeren Gemeinden aufzeichnen zu können, wurden diese in einem größeren Blattschnitt dargestellt. Alle Karten sind gut erhalten, abgesehen von einigen Knicken und Falten. Die Beschreibungsbände und Annotationen sind in altschwedischer Sprache abgefasst und befinden sich im Vorpommerschen Landesarchiv Greifswald. Innerhalb dieses Projektes werden 132 Karten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
 
Zugang zu den deutschen historischen Karten in Greifswald

Die Karten befinden sich im Geographischen Institut (145 Karten) und der Universitätsbibliothek - Altes Magazin (15 Karten). Diese sind während der Öffnungszeiten frei zugänglich. Im Geographischen Institut ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Dort ist es möglich, DIN A-3-Kopien der Karten in einfarbiger Ausführung anfertigen zu lassen.
Es ist möglich Kopien der Karten zu bestellen. Die Kosten für die Kopien sind vom Nutzer zu tragen.
Mehr als 1400 Schwedische Matrikelkarten von Pommern werden in jedoch im Landesarchiv Greifswald aufbewahrt. Diese Karten sind gewöhnlich nicht frei zugänglich, aber es können Kopien bestellt werden. Die Textbände können während der Öffnungszeiten eingesehen werden.

 
Erhaltung
In großen Archiven, wie den „National Land Survey of Sweden", werden Konservierung und Restauration kontinuierlich durchgeführt. In einigen Fällen sind diese Arbeitsschritte für einzelne Stücke zur Vorbereitung der Digitalisierung erforderlich.
 
Konservierung und Restauration
Die Restauration eines verfallenen Stückes in einer Sammlung beinhaltet die Stabilisierung und die Rekonstruktion des verfallenen und zerstörten Objektes unter Benutzung von so viel Originalmaterial wie möglich und so viel neuem Material wie unbedingt nötig. Dieser Prozess führt zu Veränderungen, einige Eigenschaften des originalen Materials werden erhalten auf Kosten von anderen. Es liegt nun an dem Präparator/Konservator zu entscheiden, welche Veränderung akzeptabel ist und welche nicht.
Das Ziel der Restauration ist, so viele originale Eigenschaften (funktionale, visuelle und taktile) wie möglich zu erhalten
Der Präparator/Konservator muss entscheiden, welcher Typ und Grad der Restauration sinnvoll ist, besonders in sehr alten Sammlungen und vor dem Hintergrund des großen Spektrums an möglichen Restaurationsvarianten. Eine detaillierte Studie der Struktur eines jeden Objektes muss durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass Details von historischem Interesse wahrgenommen und wiedergegeben werden.
 
Tinten-Oxydation
Die Eisengallustinte ist nachweislich die bedeutendste Tinte in der westlichen Geschichte. Sie war den Römern bekannt und fand weite Verbreitung nach dem späten Mittelalter. Eisengallustinte besteht aus vier Grundsubstanzen: Galle, Vitriol, Gummi arabicum und Wasser. Mit der Zeit, abhängig von der Variation des Rezeptes der jeweiligen Manufaktur und den Lagerungsverhältnissen des Objektes, kam es durch die Tinte zur Verringerung der Qualität des Papiers bzw. der Trägerstoffe. Dieser Prozess wird als Eisengallustinten-Oxydation bezeichnet.
 
Grüne Pigmente
Verschiedene Arten von grünen Pigmenten fressen sich, ähnlich wie die Eisengallustinte, durch das Papier und verursachen somit eine Verschlechterung der Papierqualität . Es ist bekannt, dass die grünen Pigmente des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts verschiedene Arten der Beeinflussung des Papiers verursachen. Die Veränderungen können darin bestehen, dass die Farbe durch das Papier hindurchdringt, die grüne Farbe zu braun wechselt, dass das Papier spröde wird oder dass benachbarte Seiten entfärbt werden.
 
Mechanische Zerstörungen und Bindungsstrukturen
Unter mechanischen Zerstörungen versteht man zum Beispiel den Verlust von Bereichen des Textes oder der Illustrationen, Abnutzungen und Risse im Papier, vorhergehende Reparaturen, welche mit neuem schlechtem Material (Papier, Gewebe, Kleber etc.) durchführt wurden, was zu einer neuen Art der Zerstörung führte.
Die Faltung der Karten folgt nicht immer einem leicht nachvollziehbaren logischen System und führt somit zur Abnutzung und Rissen im Papier.
Die Bindung von Büchern wurde in den vorderen und hinteren Bereichen geschwächt, mit dem Resultat, dass diese Bereiche zum Teil als lose Blätter vorliegen.
 
Datenerhebung
Es sind verschiedene Methoden zur Datenerhebung möglich. Die Karten können durch Scannen der Originalkarte oder eines Diapositivs bzw. Mikrofilms digitalisiert werden.
Im „National Land Survey of Sweden" werden die Karten der Schwedischen Landvermessung mit farbigen Diapositivfilmen (Größe 18x24 cm) fotografiert. Die Grundbuch-Karten werden von einem 70mm Farb-Mikrofilm gescannt. Die Filme wurden mit einer Auflösung von 254 dpi und 24 Bit Farbtiefe gescannt. Das genutzte File Format ist TIFF (Tag Image File Format), ISO 12639. Textdokumente wurden von einem Schwarzweißmikrofilm mit 1bit Farbtiefe gescannt.
Das File Format ist TIFF Gruppe IV.
 
Geocodierung - Registrierung
Geocodierung ist die Zuweisung von Koordinaten zur geographischen Orientierung von Kartenbildern. Wenn man z.B. verschiedene Karten in einem GIS vergleichen will, ist es notwendig, diese in ein einheitliches Bezugssystem zu bringen. Einige wenige Bilder werden in diesem Projekt mit Hilfe von Koordinaten geocodiert. Ein anderes Prinzip ist die Registrierung der einzelnen Karten in einer geographisch referenzierten Übersichtskarte.
Dieses Verfahren wird für alle Karten im Projekt angewendet. Hierzu wird eine Datenbank entwickelt, welche die Metadaten der Karten enthält (Name des Landes, Gemeinde und Dorf, Typ des Objektes, Archivbezeichnung, Alter, Autor, Bildgröße etc.)
 
Datenkomprimierung
Die originalen Bilddateien sind für einen schnellen Datentransfer zu groß. Die TIF-Files können eine Größe bis zu 200Mb erreichen. Um dieses Material im Internet präsentieren zu können, müssen die Dateien komprimiert werden. In diesem Projekt wird das Programm MrSid für die Komprimierung verwendet. Die Kompressionsrate ist 20fach. Die komprimierten Dateien können für Online-Präsentationen oder in normalen GIS-Applikationen verwandt werden.
 
Aufbewahrung
Die originalen TIF- und MrSid-Dateien befinden sich auf Magnet-Bändern und werden mit Hilfe eines Servers verwaltet. Um einen schnelleren Zugriff auf das Material zu gewährleisten, wurden Kopien der komprimierten Dateien auf Festplatten des Webservers abgelegt.
 
Zugriff
Karten und zugehörige Textdokumente können durch kombinierte Suche über Katalog und Übersichtskarten erfolgen. Das Ergebnis der Suche wird in einem Fenster im Web-Browser dargestellt. In der Anwendung ist es möglich, in der Karte zu zoomen und diesen Ausschnitt zu verschieben. Bei Bedarf können TIF- und MrSid-Dateien der Karten bestellt werden.